Tourenbedingungen und Verhältnisse in den Bergen rund um Garmisch
(Stand 15.06.2017)
Das Team der Alpinsport Basis hat den heutigen Feiertag einmal wieder genutzt um ein bißchen in den heimischen Bergen unterwegs zu sein. Da wir diese Tage sowohl in unserem Bergsportgeschäft in der Bahnhofstraße 4, wie auch per Mail und Telefon extrem viele Anfragen zu den aktuellen Tourenbedingungen und Verhältnissen in den Bergen rund um Garmisch bekommen, möchten wir euch heute einmal wieder ein kleines Update geben, in dem wir insbesondere auf unsere beiden Wahrzeichen die Zugspitze und die wunderschöne Alpspitze eingehen.
1) Zugspitze über das Höllental - aktuellen Tourenbedingungen und Verhältnisse für Bergsteiger
Die Bedingungen auf der Tour durch das Höllental auf die Zugspitze können aktuell (15.06.2017) im Allgemeinen als gut bis sehr gut bezeichnet werden. Der Weg bis zur Höllentalangerhütte ist ein wahrer Genuß bei diesen warmen Temperaturen. Die kühle Höllentalklamm mit der Höllentaleingangshütte am Beginn der Klamm gibt einem auf den ersten anderthalb Stunden eine schöne Erfrischung. An der wirklich gelungenen, neuen Höllentalangerhütte, sollte man die Gelegenheit nutzen die neuen Wirtsleute zu begrüßen und auf eine erfischende Apfelschorle einkehren. Dann geht es leicht ansteigend, aber komplett schneefrei weiter bis zum Talschluss, an dem die ersten leichten Klettersteigpassagen auf einem warten.
Danach folgen die berühmte "Leiter" und auch das Tiefblick bietende "Brett". Auch diese Passagen sind mit Klettersteigausrüstung, also Klettergurt, Klettersteigset und vor allem Kletterhelm problemlos für geübte Bergsteiger zu bewältigen. Wer diese Sachen nicht selbst hat, kann sich diese natürlich beim Ausrüstungsverleih der Alpinsport Basis ausleihen.
Ausrüstungsverleih der Alpinsport Basis
Nach diesen beiden Stellen flogt etwas gestuftes Gelände in dem man teilweise die Hände bei leichter Kletterei etwas dazunehmen muss, bis man schließlich den grünen Buckel erreicht. Auf dieser Bereich ist aktuell schon komplett schneefrei. Nach dem grünen Buckl wird das Gelände etwas flacher, aber dafür schottriger. Immer leicht ansteigend nähert man sich schließlich dem Höllentalferner.
Hier beginnt nun der Schnee, anfangs sehr flach und dann im Verlauf des Ferners immer steiler werdend. Aktuell sind extrem gute Stufen und den Schnee getreten und der Schnee ist so weich, dass man als geübter Berggeher problemlos ohne Steigeisen gehen kann. Wer sich unsicher ist, kann als "Notfall-Equipment" die Snowline Chainsen Pro mitnehmen. Dann ist man absolut safe unterwegs.
Snowline - Chainsen Pro
Auch die Spalten sind im Aufstiegsbereich noch komplett geschlossen. Da diese Spur ja nahezu täglich begangen wird, ist aus meiner subjektiven Sicht, das Mitführen eines Seils als Gletschersicherung aktuell auch verzichtbar. Dies muss aber jeder im Zuge seiner eigenen Risikobewertung entscheiden. Ebenso verhält es sich mit dem Pickel.
Zusammengefasst, sind die Verhältnisse im Höllentalferner aktuell sehr gut und der Ferner kann vergleichsweise einfach überwunden werden.
Die sagenumwobene und von vielen gefürchtete Randkluft ist aktuell am oberen Einstieg quasi nicht vorhanden. Man kann also direkt vom Schnee in den Klettersteig gehen. Am rechten Einstieg (also der mit den Sprossen) ist aktuell ca 50cm Randkluft vorhanden. Der Weg zu diesem Einstieg ist aber noch nicht gespurt gewesen. Würde ich also aktuell nicht empfehlen.
Auch die Bedingungen im oberen Klettersteig müssen wirklich als sehr gut bezeichnet werden. Die Seile sind über die komplette Strecke freigelegt und man kann sich hier mit dem Klettersteigset immer sichern. Vor der Irmerscharte muss man zwingend eigentlich nur ein einziges mal für 3 Meter durch den Schnee. Auch in der Irmer-Scharte ist kaum noch Schnee vorhanden und dieser kann ganz einfach umgangen werden. Der Eindruck auf dem Bild täuscht etwas, man kann den Schnee wirklich komplett hinten umgehen.
Der Weiterweg von der Irmerscharte bis zum Gipfel ist von einzelnen Schneefeldern durchzogen. In diesen befinden sich aber sehr gute Stufen und die Drahtseile sind auch dort komplett frei. Und dann ist man auf einmal oben.....auf Deutschlands höchster Baustelle.
Fazit:
Wer sich dazu bereit fühlt den Zugspitzgipfel über das Höllental zu erklimmen, der sollte seinen Rucksack jetzt packen. Die Bedingungen sind aktuell wirklich perfekt!
ABER:
Auch wenn in diesem Beitrag alles als "relativ gut", "einfach machbar" und mit "guten Bedingungen" dargestellt wurde, möchten wir an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass diese Tour wirkich eine schwere und anspruchsvolle Bergtour ist. Auch heute haben sich in der Tour wieder "wahre Dramen" abgespielt. Völlig überforderte Leute, absolut erschöpfte Personen am Wegrand links und rechts und Bergsteiger mit Rucksäcken so groß wie Hinkelsteinen....man muss sich wirklich wundern, dass nicht mehr passiert. Also diese Tour ist wirklich nichts für jeden und wenn ihr euch unsicher seid und die Tour wirklich genießen wollt, dann bucht einfach eine geführte Tour z.B. bei der Alpinschule Garmisch. Damit wird es wirkich ein herrlich unvergessliches Erlebnis und kein Alptraum!
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2) Zugspitze über das Reintal - aktuellen Tourenbedingungen und Verhältnisse für Bergwanderer
Der Anstieg durch das Reintal ist eigentlich der leichteste Anstieg auf die Zugpspitze. Es handelt sich hierbei bis zur Bergstation Sonnalpin um eine leichte bis mittelschwere Bergwanderung. Der Weg führt einem durch die atemberaubende Partnachklamm und weiter durch das Reintal an der schönen Bockhütte vorbei - unbedingt den Kuchen dort probieren!!! - bis hin zur Reintalangerhütte. Die Hütte ist ein wirkliches Idyll und liegt direkt unterhalb des Partnach-Ursprungs, der eine Besichtigung wert ist. Nach der Reintalangerhütte warten die ersten wirklichen Schwierigkeiten auf den Bergwanderer. Durch den Felsengarten geht es steil empor bis zur Knorrhütte, die zu einer kurzen Rast einlädt.
Nach der Knorhütte geht es ebenfalls steil weiter und es muss dann immer weiteren Verlauf immer mit der Querung von Schneefeldern gerechnet werden. Dies ist nicht weiter schlimm, man sollte aber zwei Dinge beachten. Erstens sollte man auf jeden Fall wasserdichte und über den Knöchel gehende Bergwanderschuhe haben und zum anderen muss man beachten, dass wenn die Sicht aufgrund von Nebel oder Wolken schlecht ist, die Orientierung sehr schwer werden kann, da die Markierungen teilweise immer noch unter dem Schnee versteckt sind.
Mittlerweile sind die Tour schon wirklich viele Leute gegangen und es hat sich ein entsprechend ausgetrampelter Pfad gebildet. Blind sollte man sich aber auch darauf nicht verlassen.
Hat man schließlich das Sonnalpin erreicht, kommen die letzten 400Hm bis zum Gipfel und dies sind auch die Schwierigsten. Dieser Gipfelanstieg ist bis zum Beginn der Drahtseilversicherungen aktuell schon schneefrei, aber dafür steil und schottrig - also sehr anstrengend.
Auch wenn der Weg heute schon von vielen Leuten begangen wurde, raten wir dem "Durchschnittswanderer" von der Begehung aktuell noch ab, da im oberen Bereich und am Grat (das sieht man von unten nicht) immer wieder größere Schneefelder gequert werden müssen.... und hier darf man dann keinen Fehler machen.
Also am Besten mit der Bahn das letzte Stück gar hochfahren.
Fazit:
Die Tour durch das Reintal ist schon sehr gut machbar. Auf passendes Schuhwerk achten und insbesondere am Gipfeltag das Wetter gut im Auge behalten, sodass man nicht auf einmal am Zugspitzplatt im Nebel steht und nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist. Den Gipfelanstieg vom Sonnalpin empfehlen wir aktuell nur wirklich geübten Bergsteigern!
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3) Zugspitze über die Wiener-Neustädter Hütte - aktuellen Tourenbedingungen und Verhältnisse für Bergsteiger
Die Tour auf die Zugspitze über die Wiener-Neustädter Hütte ist ja weitgehend nordseitig ausgerichtet und sehr schattig. Daher waren am vergangenen Wochenende gerade in den Klettersteigpassagen des Stöpselzieher-Klettersteiges noch sehr viele Drahtseile unter dem Schnee. Auch der weitere Aufstieg war am 10.06.2017 immer noch durch Schneefelder mit Eis durchzogen. Wie sich dies diese Woche weiter entwickelt hat, vermag ich aktuell nicht zu sagen. Hier am Besten entweder einfach noch 1-2 Wochen warten oder auf der Wiener-Neustädter Hütte anrufen.
Wer absolut auf Nummer sicher gehen möchte und einen unvergesslichen Tag in den Bergen genießen will, kann die Tour auch einfach mit einem Bergführer der Alpinschule Garmisch gehen. Die Tour könnt ihr hier buchen:
Führungstour: Zugspitze über die Wiener-Neustädter Hütte buchen
4) Jubiläumsgrat - aktuellen Tourenbedingungen und Verhältnisse für ambitionierte Bergsteiger
Da wir immer wieder im Geschäft und der Bergschule gefragt werden, hier noch einmal die ganz unmissverständliche Klarstellung. NEIN, der Jubiläumsgrat ist kein Klettersteig! Es handelt sich dabei um eine alpine Gratüberschreitung auf der ganz vereinzelt auch Passagen versichert sind. 98% des Grates muss man aber ohne Drahtseile gehen!
Wie ihr auf den folgenden Bildern sehen könnt ist der Grat weitgehend schneefrei.
Der Altschnee der noch vorhanden ist, ist in der Früh hart gefroren, weshalb in jedem Fall noch Steigeisen mitgeführt werden sollten und weicht dann aber bei den warmen Temperaturen relativ bald auf. Man muss daher insbesondere ab den Mittagsstunden hier darauf achten, dass der Schnee nicht mehr wirklich trägt.
Bitte alle Aspiranten dieses Jahr noch beachten. Die Zugspitz-Seilbahn vom Eibsee fährt ja nicht und mit dem Zug ist man schon deutlich später dran. Wir empfehlen also daher am Vorabend mit der letzten Bahn hoch und am Münchner Haus übernachten.
Wer den anspruchsvollen Jubiläumsgrat mit Bergführer gehen möchte ist hier richtig:
Jubiläumsgrat mit Bergführer gehen
5) Alpspitzgebiet: Alpspitz-Ferrata, Nordwandsteig, Schöngänge - aktuellen Tourenbedingungen und Verhältnisse für Bergsteiger und Bergwanderer
Auch die Verhältnisse im Alpspitzgebiet nähern sich mit großen Schritten in Richtung "sehr gut".
a) Alpspitz-Klettersteig (Ferrata)
Auf dem Weg bis zum Einstieg des Klettersteiges ist teilweise noch schneebedeckt. Im Klettersteig hingegen ist eigentlich nahezu kein Schnee mehr vorhanden. Die Drahtseile sind komplett frei und der Klettersteig ist schon gut begehbar. Bitte vergesst insbesondere jetzt am Anfang der Saison den Helm nicht!
Auf den Bändern liegt aktuell noch sehr viel Geröll und vorausgehende Klettersteiggeher oder auch Gämsen können hier Steine lostreten. Also auch wenn der Klettersteig relativ einfach ist, bitte immer mit Helm unterwegs sein. Wir empfehlen des Weiteren auch immer mit Klettergurt und Klettersteigset zu gehen.
Beim Abstieg über die Ostschulter liegt doch noch gut Schnee. Je weiter man aber nach unten kommt, desto besser wird es dann. Die Leiter vor dem Einstieg in den Nordwandsteig ist auch komplett schneefrei.
Die Alpspitz-Ferrata mit den Bergführern der Alpinschule Garmisch gehen
b) Nordwandsteig
Auch der Nordwandsteig ist aktuell schon gut begehbar. Die Drahtseile sind eigentlich auch hier komplett frei und auch die Tunnel können gut begangen werden. Bitte auch hier immer an den Helm denken, da auch in den Klettertouren der Alpspitznordwand schon wieder geklettert wird. Hier kommen öfters einmal Steine von oben.
c) Schöngänge
Auch die Schöngänge wurden schon viel begangen. Hier gilt das Gleiche wie für den Nordwandsteig ....Helm!
Hier noch ein schöner Tourentipp für alle, denen die Alpspitze zu anstrengend ist:
Familien-Klettersteigtour mit der Alpinschule Garmisch
Wir hoffen euch mit diesen Infos bei eurer Tourenplanung behilflich gewesen zu sein. Wenn ihr Fragen habt, dann oder eine Bergtour buchen wollt, dann schaut doch einfach bei uns in der Alpinsport Basis vorbei. Wir freuen uns auf euren Besuch.
Euer Team der Alpinschule Garmisch & die Bergführer der Alpinschule Garmisch